Der Cordyceps Pilz und seine Geschichte in Europa

Andreas Lackmann

Der Cordyceps-Pilz, ein faszinierendes Naturwunder, das seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin Asiens geschätzt wird, hat in den letzten Jahrzehnten auch in Europa an Bedeutung gewonnen. Dieser Pilz, bekannt für seine einzigartigen Eigenschaften (Hier erfährst Du alles über seine Wirkung), hat nicht nur die medizinische Gemeinschaft, sondern auch die kulturelle Landschaft Europas beeinflusst. In diesem Beitrag werden wir uns mit der Kultur rund um den Cordyceps-Pilzes befassen, und seiner Reise von Asien nach Europa, seiner historischen und modernen Verwendung und einem Blick in seine vielversprechende Zukunft auf dem europäischen Kontinent.

Was ist der Cordyceps Pilz?

Der Cordyceps-Pilz, oft als Raupenpilz oder Puppenkernkeule bezeichnet, gehört zu einer faszinierenden Gattung von parasitären Pilzen. Diese Pilze sind dafür bekannt, Insekten und Spinnen von innen heraus zu infizieren und zu überwuchern, was zu beeindruckenden und manchmal makabren Szenarien in der Natur führt.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) sind parasitäre Pilze solche, die lebende Organismen infizieren, sie töten und sich dann von den toten Zellen ernähren.1

In Deutschland gibt es acht bekannte Arten der Gattung Cordyceps natürlich zu finden, darunter Cordyceps bifusispora, Cordyceps memorabilis und Cordyceps tuberculata. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Arten nicht zum Verzehr bestimmt sind.2

Der in der Natur vorkommende Cordyceps sinensis, ist ein seltener und exotischer Heilpilz, der in China sehr bekannt ist und seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet wird. Er ist in China, auf dem tibetischen Plateau, in Bhutan, Nepal und den nordöstlichen Regionen Indiens in einer Höhe von 3500-5000 Metern über dem Meeresspiegel weit verbreitet und zählt zu den teuersten Rohstoffen der Welt.3 Die Kultivierung des Pilzes und damit einhergehend auch die Zucht für kommerzielle Zwecke ist sehr komplex und aufwendig.4

Der Cordyceps militaris hingegen ist einfacher zu züchten und wird aufgrund seiner sehr ähnlichen Bio aktiven Komponenten zum Cordyceps sinensis vor allem in der Forschung eingesetzt. In der traditionellen chinesischen Medizin ist der Cordyceps militaris sowohl als Rohdroge als auch als Volksnahrungsmittel verwendet. Er enthält viele aktive Komponenten, wie Cordycepin, Polysaccharide und Ergosterol, und wird aufgrund seiner vielfältigen physiologischen Aktivitäten für verschiedene medizinische Zwecke eingesetzt.5

Ein Hauptbestandteil beider Arten sind Polysaccharide, eine Art von Zucker, die in vielen Lebensmitteln vorkommt. Diese Polysaccharide sind dafür bekannt, das Immunsystem zu stärken und sogar gegen Tumore zu wirken. Ein besonderes Highlight ist Tryptophan, eine Aminosäure mit beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften. Viele bioaktive Inhaltsstoffe, wie Adenosin, Cordycepin und D-Mannitol, wurden z.B. aus Cordyceps militaris isoliert.6 Generell ist der in der Natur vorkommende Cordyceps sinensi in Asien populärer als Cordyceps militaris, obwohl beide Arten ähnliche bioaktive Inhaltsstoffe enthalten und medizinische Aktivitäten aufweisen.7

Interessanterweise gibt es viele verschiedene „Versionen“ oder Stämme von Cordyceps sinensis, jeder mit seinen eigenen einzigartigen Eigenschaften. Die Forschung steht noch am Anfang, um das volle Potential dieser Pilzgattung zu ermitteln und wir können gespannt sein, was die moderne Wissenschaft noch alles herausfindet.

Die Reise des Cordyceps Pilzes: Von Asien nach Europa

Trotz seiner Vorteile war die Nutzung des natürlichen Cordyceps in den vergangenen Jahren aufgrund seines hohen Preises und der Schwierigkeit seiner Beschaffung eingeschränkt. Sein Wachstum ist auf spezifische Gebiete begrenzt, und die Ernte hat in den letzten Jahren stetig abgenommen. Tatsächlich sank die Ernte von natürlichem Cordyceps in China im Jahr 2001 um mehr als 70 % im Vergleich zu 1978. Daher konzentrieren sich Forscher darauf, Cordyceps-Myzelien zu isolieren, um eine Massenproduktion durch Fermentationsverfahren zu ermöglichen. 8

Neben der Fermentation von Cordyceps wird auch intensiv nach alternativen Arten gesucht. Aktuell sind über 400 Arten von Cordyceps bekannt9, wobei Cordyceps militaris als häufigster Ersatz gilt. Leider gibt es auf dem Markt auch Fälschungen, was die Authentizität und Qualitätskontrolle von Cordyceps erschwert.10

Die historische Verwendung von Cordyceps in Europa reicht zurück zu Zeiten, in denen Naturheilmittel und Kräutermedizin einen zentralen Platz in der Gesundheitsversorgung einnahmen. Es wurde angenommen, dass diese Pilze eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen bieten, von der Stärkung des Immunsystems bis hin zur Steigerung der körperlichen Ausdauer. Der britische Mykologe Miles Joseph Berkeley (1803–1889) beschrieb ihn erstmals 1843 als ‚Sphaeria sinesis‘.11

Später, im Jahr 1878, benannte der italienische Mykologe Pier Andrea Saccardo (1845–1920) ihn als Cordyceps sinensis um. Der korrekte lateinische Name für Cordyceps sinensis wurde in Ophiocordyceps sinensis umgewandelt.11 Basierend auf molekularen phylogenetischen Studien wurde „Cordyceps“ zudem in vier Gattungen unterteilt:

  • Cordyceps
  • Ophiocordyceps
  • Metacordyceps
  • Elaphocordyceps

In der modernen Zeit hat die europäische Gemeinschaft, insbesondere die Europäische Union (EU), die Verwendung von Cordyceps sinensis in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln autorisiert. Dieser spezielle Pilz ist in wichtigen Dokumenten der Europäischen Kommission (EC) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wie dem Novel Foods Catalogue und dem Compendium of Botanicals aufgeführt.12

Es wurden Gesundheitsansprüche für Cordyceps sinensis vorgeschlagen, wie zum Beispiel, dass Cordyceps sinensis antioxidative Eigenschaften besitzt, das Immunsystem stimuliert und die Leistung und Ausdauer während des Trainings erhöht. Allerdings wurden diese Ansprüche von der EFSA und der EC nicht genehmigt, da der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Cordyceps sinensis und dem entsprechenden gesundheitlichen Nutzen noch nicht festgestellt wurde.

Andererseits ist Cordyceps militaris in den oben genannten EU-Dokumenten nicht enthalten, was bedeutet, dass es als nicht autorisierter Inhaltsstoff von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln betrachtet wird.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte, ist das Konzept von „Novel Food“. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bezeichnet „Novel Food“ Lebensmittel, die vor dem 15. Mai 1997, dem Datum des Inkrafttretens der ersten Novel-Food-Verordnung, nicht in nennenswertem Umfang für den menschlichen Verzehr innerhalb der EU verwendet wurden.

Dies bedeutet, dass alle neuen Lebensmittel oder Lebensmittelbestandteile, die nach diesem Datum eingeführt wurden, einer gründlichen Sicherheitsbewertung unterzogen werden müssen, bevor sie auf den Markt gebracht werden können. Das macht den Cordyceps militaris auf dem Europäischen Markt nicht verkehrsfähig.

Der moderne Cordyceps: Beliebtheit und Anwendungen heute

Die Beliebtheit des Cordyceps-Pilzes in Europa hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dieser Trend ist nicht nur auf seine historische Bedeutung zurückzuführen, sondern auch auf die Vielzahl moderner Anwendungen, die er heute findet. Die steigende Beliebtheit von Cordyceps in Europa spiegelt ein wachsendes Interesse an natürlichen Heilmitteln und alternativen Therapieansätzen wider.

Einer der Hauptgründe für die wachsende Beliebtheit von Cordyceps in Europa ist seine Vielseitigkeit. Der Pilz wird nicht nur in der traditionellen Medizin verwendet, sondern hat auch seinen Weg in die moderne Pharmazie und sogar in die kulinarische Welt (Cordyceps militaris) gefunden. In vielen europäischen Ländern wird Cordyceps vor allem als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.

Die moderne Forschung hat auch das Potenzial von Cordyceps in der Medizin erkannt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Pilz entzündungshemmende, antioxidative und sogar anti-tumorale Eigenschaften hat.

Erfahre hier alles über die Wirkung des Cordyceps.

Diese Entdeckungen haben dazu geführt, dass Cordyceps in Europa als vielversprechendes Mittel zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden angesehen wird.

Ein weiterer Faktor, der zur Beliebtheit von Cordyceps in Europa beiträgt, ist die wachsende Bewegung hin zu natürlichen und nachhaltigen Produkten. Viele Europäer suchen nach Wegen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden auf natürliche Weise zu verbessern, ohne sich auf synthetische Medikamente oder Behandlungen verlassen zu müssen. Cordyceps bietet eine natürliche, nachhaltige und effektive Lösung für viele gesundheitliche Herausforderungen.

Ein weiterer Aspekt, der zur wachsenden Beliebtheit von Cordyceps in Europa beiträgt, ist die steigende Anzahl von wissenschaftlichen Studien und Forschungen, die seine Vorteile bestätigen. Viele europäische Universitäten und Forschungsinstitute haben umfangreiche Studien über Cordyceps durchgeführt und seine positiven Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit bestätigt. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse haben dazu beigetragen, Skepsis und Zweifel zu zerstreuen und die Akzeptanz von Cordyceps in der breiteren Öffentlichkeit zu fördern.

Erfahre hier alles über seine Wirkung.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Beliebtheit von Cordyceps in Europa ein Ergebnis seiner vielfältigen Anwendungen, seiner historischen und kulturellen Bedeutung und der wachsenden wissenschaftlichen Anerkennung seiner gesundheitlichen Vorteile ist. Während der Cordyceps-Pilz in Asien seit Jahrhunderten geschätzt wird, erlebt er in Europa eine Renaissance und wird zunehmend als wertvolles Naturheilmittel anerkannt. Es ist zu erwarten, dass seine Beliebtheit in den kommenden Jahren weiterhin steigen wird, da immer mehr Menschen seine Vorteile entdecken und nutzen möchten.

Quellen

  1. Pilz des Jahres 2007: Puppenkernkeule. (n.d.). DGfM. Retrieved December 21, 2023, from https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2007-puppenkernkeule ↩︎
  2. Cordyceps. (2023). In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cordyceps&oldid=239951910 ↩︎
  3. Caplins, L., Halvorson, S. J., & Bosak, K. (2018). Beyond resistance: A political ecology of cordyceps as alpine niche product in the Garhwal, Indian Himalaya. Geoforum96, 298–308. https://doi.org/10.1016/j.geoforum.2018.08.019 ↩︎
  4. Zhu JS. Halpern GM. Jones K. The scientific rediscovery of an ancient Chinese herbal medicine: Cordyceps sinensis. Part I. J Altern Complement Med. 1998;4:289–303. ↩︎
  5. Jędrejko, K. J., Lazur, J., & Muszyńska, B. (2021). Cordyceps militaris: An Overview of Its Chemical Constituents in Relation to Biological Activity. Foods, 10(11), Article 11. https://doi.org/10.3390/foods10112634 ↩︎
  6. Ashraf, S. A., Elkhalifa, A. E. O., Siddiqui, A. J., Patel, M., Awadelkareem, A. M., Snoussi, M., Ashraf, M. S., Adnan, M., & Hadi, S. (2020). Cordycepin for Health and Wellbeing: A Potent Bioactive Metabolite of an Entomopathogenic Medicinal Fungus Cordyceps with Its Nutraceutical and Therapeutic Potential. Molecules, 25(12), Article 12. https://doi.org/10.3390/molecules25122735 ↩︎
  7. Yue, K., Ye, M., Zhou, Z., Sun, W., & Lin, X. (2013). The genus Cordyceps: A chemical and pharmacological review. Journal of Pharmacy and Pharmacology, 65(4), 474–493. https://doi.org/10.1111/j.2042-7158.2012.01601.x ↩︎
  8. Negi, C. S., Joshi, P., & Bohra, S. (2015). Rapid Vulnerability Assessment of Yartsa Gunbu (Ophiocordyceps sinensis [Berk.] G.H. Sung et al) in Pithoragarh District, Uttarakhand State, India. Mountain Research and Development, 35(4), 382–391. https://doi.org/10.1659/MRD-JOURNAL-D-14-00005.1 ↩︎
  9. Paterson, R. R. M. (2008). Cordyceps – A traditional Chinese medicine and another fungal therapeutic biofactory? Phytochemistry, 69(7), 1469–1495. https://doi.org/10.1016/j.phytochem.2008.01.027 ↩︎
  10. Au, D., Wang, L., Yang, D., Mok, D. K. W., Chan, A. S. C., & Xu, H. (2012). Application of microscopy in authentication of valuable Chinese medicine i—Cordyceps sinensis, its counterfeits, and related products. Microscopy Research and Technique, 75(1), 54–64. https://doi.org/10.1002/jemt.21024 ↩︎
  11. Jiraungkoorskul, K., & Jiraungkoorskul, W. (2016). Review of Naturopathy of Medical Mushroom, Ophiocordyceps Sinensis, in Sexual Dysfunction. Pharmacognosy Reviews, 10(19), 1–5. https://doi.org/10.4103/0973-7847.176566 ↩︎
  12. Food and Feed Information Portal Database | FIP. (n.d.). Retrieved December 21, 2023, from https://ec.europa.eu/food/food-feed-portal/screen/novel-food-catalogue/searc ↩︎